Eltern zu sein gehört für viele Paare zu einem erfüllten Lebensplan – wenn auch nicht mehr so selbstverständlich wie in früheren Generationen. Seit Jahren nimmt die Zahl der Geburten in westlichen Gesellschaften kontinuierlich ab. Vor allem die Zahl der Kinder pro Familie hat stark abgenommen, u.a. weil sich der Wunsch nach einem Kind, im Vergleich zu früher, zeitlich immer weiter nach hinten verschoben hat. Viele Frauen und Männer wollen zunächst eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren, sich selbst verwirklichen und finanziell unabhängig sein, bevor sie an eine Familiengründung denken. Auch die Suche nach einem geeigneten Lebenspartner ist durch gestiegene Ansprüche schwieriger geworden. So ist es heute nicht ungewöhnlich, dass Paare manchmal 20 Jahre lang verhüten, bevor sie an die Realisierung ihres Kinderwunsches denken. Die letzten fruchtbaren Jahre der Partnerin sind leider die am wenigsten fruchtbaren. So beginnt früher oder später die biologische Uhr zu ticken. Unter diesem Druck kann der Wunsch nach einer Schwangerschaft schnell drängend und übermächtig werden. Gross ist dann der Schreck, wenn es – wie bei etwa jedem 6. Paar – nicht auf Anhieb „klappt“. Doch die gute Nachricht ist: über 2/3 aller - von zumindest zeitweise ungewollter Kinderlosigkeit betroffenen - Paare können mit Beratung oder medizinischer Hilfe doch Eltern werden.
Natürlich möchten Paare mit Kinderwunsch die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch kennen. Aus medizinischer Sicht gibt es dafür zahlreiche Ursachen.
Mögliche Ursachen bei der Frau sind z.B:
Mögliche Ursachen beim Mann, die zu einem schlechten Samenbefund führen können:
Oft liegt die Ursache auch bei beiden, da sich Verträglichkeitsstörungen oder milde Störungen bei beiden Partnern addieren können. In jedem 5. bis 10. Fall finden Ärzte keinen konkreten Grund, weshalb der Kinderwunsch bisher unerfüllt geblieben ist. Dabei spielt eine grosse Rolle, dass oft beide Partner nur kleine Einschränkungen der Fruchtbarkeit „mitbringen“.
Aus Sicht der TCM können eine Vielzahl von Ursachen zu Fertilitätsstörungen und Unfruchtbarkeit führen.
Die häufigste Ursache der Sterilität ist eine Insuffizienz in der Nierenleitbahn. Es kann sich um das Nieren-Yang (Feuer der Vitalität) oder Nieren-Yin (materielle, nährende Aspekte) handeln.
Oft entwickelt sich aufgrund eines bestehenden Nieren-Yang-Mangels bei Frauen die „Kälte in der Gebärmutter“. Die Frauen klagen über Regelschmerzen und/oder Rückenschmerzen, die sich durch Wärmeanwendungen bessern. Durch die Kälte in der Gebärmutter hat das befruchtete Ei Probleme bei der Einnistung. Bei Männern führt ein Nieren-Yang-Mangel zu verlangsamter Mobilität der Spermien, wässrigem Ejakulat, Erektionsproblemen und Verlust der Libido.
Bei Nieren-Yin-Mangel besteht die Sterilität meist aufgrund von Ovulationsproblemen. Die Frauen klagen über Unruhe, Erschöpfung, Hitzezustände und trockene Schleimhäute. Die Gebärmutterschleimhaut wird dadurch schlecht ernährt und ein befruchtetes Ei sich schwer einnisten. Bei Männern führt ein Nieren-Yin-Mangel zu geringer Spermienzahl und reduzierter Beweglichkeit der Spermien.
Es kann sich aber auch um Störungen des Nieren-Qi (aktive Funktionskraft) oder der Nieren-Essenz (reine, verdichtete, materielle Form, z.B. das genetische Material, die Eizellen und die Spermazellen) handeln. Bei Frauen findet sich aufgrund des Nieren-Qi-Mangels eine Amenorrhöe, unregelmässiger Zyklus mit hellem, spärlichem Blut. Bei Männern führt ein Nieren-Qi-Mangel oft zu verkürzter Erektion oder Inkontinenz. Aufgrund eines Nieren-Essenz-Mangels besteht bei Frauen eine ovarielle Insuffizienz, bei Männern eine mangelnde Spermienproduktion.
Die nächste Ursache der Sterilität kann eine Blut- und Qi-Stagnation sein. Das Blut ist die materielle Grundlage von Qi und ernährt die Organe und Gewebe, damit sie normal funktionieren. „Frauen werden vom Blut regiert“. Qi wird in der TCM als Beherrscher des Blutes bezeichnet, weil das Qi die Blutzirkulation aktiviert und kontrolliert. Eine Qi-Stagnation führt gewöhnlich zu Blutstase, Qi-Mangel kann zu Blutungen oder Blutmangel führen. Blut und Qi unterstützen und beeinflussen sich gegenseitig. Ein gestörtes Gleichgewicht zwischen Blut und Qi führt zu verschiedenen Krankheiten, darunter auch Fertilitätsstörungen und Unfruchtbarkeit.
Eine weitere Ursache kann eine Leber-Qi-Stagnation sein. Die Stagnation von Leber-Qi und Koordinationsstörung zwischen dem Blut und Qi verursachen Dysfunktionen in Chong-, Ren- und Bao-Meridianen und Fehlschlag der Empfängnis. Sie führt zu unregelmässiger Menstruation, PMS-Symptomen und Brustschmerzen bis zur Sterilität.
Falls eine medizinische Diagnostik erfolglos geblieben ist und kein wesentlicher Sterilitätsfaktor gefunden worden ist, empfiehlt sich ein alternativmedizinischer Ansatz. Die Erfolge der TCM bei unerfülltem Kinderwunsch lassen sich zwar nicht mit den Methoden der Schulmedizin messen und erklären, jedoch häufen sich positive Studienberichte auch in der Sterilitätstherapie. Ausserdem ist die TCM eine sehr gute Unterstützung zu schulmedizinischen Behandlungen mit künstlicher Befruchtung (IVF) und der Spermieninjektion in die Eizelle (ICSI). Die Schwerpunkte der TCM liegen auf der positiven Beeinflussung der Qualität von Eizellen, Gebärmutterschleimhaut und der Anzahl und Beweglichkeit der Spermien bei Männern. Ein wichtiges Element ist hier die Akupunktur. Sie soll dazu beitragen, psychovegetative Störungen, das Immunsystem und die Durchblutung günstig zu beeinflussen, den hormonellen Ausgleich zu fördern und die Spermienqualität zu verbessern. Als Begleitung einer geplanten künstlichen Befruchtung wird die Akupunktur eingesetzt, um bei der Frau den Zyklus zu optimieren. Weitere Elemente der TCM sind die Kräutertherapie und eine spezielle Ernährungslehre. Mithilfe der chinesischen Kräutertherapie kann die Durchblutung der Gebärmutter und die Eizellqualität verbessert werden, was entscheidend für die Steigerung der Fruchtbarkeit ist.